Katja erwachte unruhig und drehte sich um. Sie holte das Bild von Rainhard hervor: ‚Heute ist es drei Wochen her, dass wir dich beerdigt haben‘, dachte sie und zog die Bettdecke enger um sich. ‚Heilig Abend und ich kann dir nichts schenken.’ Sie hörte es klopfen und hob müde den Kopf: „Bin wach.“
„Möchtest du mit uns frühstücken?“, fragte Caro, ihre Mutter.
„Hmm. Ich komme“, sagte Katja, kroch aus dem Bett und schaute aus dem Fenster: ’Oh ist das duster. Die Wolken hängen arg tief und schwer. Das wird kein erfreulicher Tag’ Sie nahm, ihre Kleider, und schlurfte mit hängenden Schultern ins Badezimmer.
Nach dem Frühstück half Katja das Geschirr abzuräumen und ging zurück in ihr Zimmer. Sie griff das Buch auf dem Sideboard und schlug es auf. Bilder fielen heraus. Das Verlobungs- und Hochzeitsfoto lagen auf dem Boden. Tränen standen in ihren Augen und, sie begann zu schluchzen.
Leise trat Caro ins Schlafzimmer, um nach ihrer Tochter zu sehen. Sie bemerkte, dass sie weinte, und setzte sich zu ihr auf die Bettkante. Sachte streichelte sie ihr über das lockige Haar. Katja beruhigte sich und schlief ein.
Am Nachmittag schmückten Caro und Katja gemeinsam den Weihnachtsbaum.
„Es sinnlos und macht mir keine Freude, dass ich Weihnachten feiern soll.“
„Ach Mädchen, ich kann dich verstehen und es tut mir unendlich leid“, sagte Caro leise. „Aber, du solltest anfangen an dich und die Zukunft zu denken.“
„Nichts verstehst du, du hast deinen Mann, Mama. Wie willst du nachempfinden, wie sich das anfühlt, wenn man einsam ist.“ Sie schaute ihre Mutter direkt an. „Und wie es ist, das Liebste verloren zu haben. Ich denke, dir fehlt dafür die Erfahrung“, empörte sie sich lautstark und verließ das Wohnzimmer.
In ihrem Schlafzimmer, das sich zum Zufluchtsort vor ihren Eltern entwickelte, holte sie die Weihnachtsgeschenke, die sie für ihren Mann zusammengestellt hatte, aus dem Kleiderschrank. Mit dem Buch und einer Musik-CD, die sie selbst aufgenommen hatte, setzte sich Katja aufs Bett und lauschte der Musik.
Währenddessen bereiteten Caro und ihr Mann Karl das Abendessen in der Küche vor.
„Ich weiß nicht, wie ich Katja in ihrer Situation helfen kann“, sagte Caro und holte eine Schüssel aus dem Geschirrschrank.
„Sie wird Zeit brauchen, um die Trauer zu verarbeiten. Versuche dich, in ihre Lage zu versetzen.“ Karl schälte und schnitt die Zwiebeln, die seine Frau für den Salat und zum Kochen brauchte.
„Sie meinte, mir fehle die Erfahrung. Ich hätte dich an meiner Seite und Rainhard, sei für sie nicht mehr da.“
„Hm. Das ist schwierig, das muss ich zugeben. Unter Umständen sollten wir uns etwas einfallen lassen, womit wir sie ablenken können“, sagte Karl und füllte die Zwiebelwürfel in die kleine Schale, die Caro ihm bereitgestellt hat.
„Das ist zu überlegen, aber mein Eindruck ist, dass sie von Tag zu Tag depressiver wird.“ Sie seufzte und stellte den Herd an.
„Das sehe ich auch so und deshalb ist es besser, wenn wir zusehen, dass wir für Ablenkung sorgen.“
„Was hast du für einen Vorschlag?“
„Die Theatergruppe spielt wieder ein Stück bei Moni im Saal. Hol für sie und dich Karten dafür und geht zusammen hin!“
„Das ist eine prima Idee. Ich rufe später bei Familie Bauß an, um zu fragen, ob es noch Eintrittskarten gibt“, sagte Caro und wischte sich die Hände ab.
„Ansonsten sollten wir ihre Freundin Gunda bitten, dass sie mit ihr ins Kino fährt oder etwas unternimmt.“
„Karl du bist ein klasse Kerl, wenn ich nicht mit dir verheiratet wäre, ich möchte es tun.“ Caro lächelte ihm zu, stellte das Essen auf den Tisch: „Ich geh rüber und schau nach ihr.“
Caro schlich ans Bett ihrer Tochter und streichelte sie sanft: „Katja komm wir wollen zusammen Abendessen.“
„Keinen Hunger und ich will alleine sein“, murmelte sie und drehte ihrer Mutter den Rücken zu.
„Deine Schwiegereltern haben ein Geschenk da gelassen, das wir dir geben sollen. Trink ein bisschen Tee und setz dich zu uns!“ Caro sah, dass ihre Tochter verschwitzt Haare hat und sagte: „Wenn du willst, nimm ein Bad.“
„Hmm, hmm“, brummelte Katja. Nachdem sie merkte, dass es mucksmäuschenstill ist, holte sie die Fotos hervor und sprach flüsternd mit Rainhard: „Wie ich dich vermisse, ich kann es unmöglich in Worte fassen. Warum hast du nicht, warteten können? Ach, was sage ich, es ist gut so, wie es ist. Du musst jetzt keine Schmerzen mehr ertragen und ruhst in Frieden.“ Sie stand auf, zog ihren Morgenmantel über und ging ins Bad, um sich Wasser in die Wanne zu lassen. Sie genoss die Wärme des Schaumbads und die Stille des Raums. Sie bekam nicht mit, dass ihre Mutter nach ihr sah.
Katja betrat die Küche. Caro hörte ihre Schritte und schaute zu ihr: „Herzliche Grüße von Hanna und Richard, sie wünschen dir frohe Weihnachten.“ Ihr Vater saß am Tisch und lächelt ihr zu: „Wunderbar das du da bist!“ Er stand auf, um sie in seine Arme zu nehmen: „Auch wir wünschen dir das genauso und genieße das Fest mit uns!“
„Danke, euch beiden, ebenso.“ Katja setzte und goss sich vom Tee ein. Ihre Mutter nahm vom Küchenschrank ein Päckchen und reichte es ihr: „Das haben deine Schwiegereltern für dich da gelassen, es ist das Weihnachtsgeschenk, das dir Rainhard schenken wollte.“ Katja wickelte das bunte Weihnachtspapier ab und öffnete das Schmuckkästchen. Sie sah die Delfineohrringe und Tränen liefen ihr aus den Augen. Sie holte die Ohrringe heraus und entdeckte einen zusammengefalteten Zettel. Vorsichtig faltete sie das Blatt auf und las:
Mein liebes Mäuschen,
diese wunderbaren Ohrringe möchte ich dir schenken, zum Zeichen meiner Dankbarkeit und, weil du eine verständige, umsichtige, liebevolle und fürsorgliche Frau für mich bist.
Ich liebe dich, von Herzen, und bin zu allen Zeiten in dem Deinen.
Dein dich liebender Schatzibär
Tränen überströmt griff sie ein Taschentuch und putzte die Nase: „Frohe Weihnachten, Schatzibär“, flüsterte sie und schüttelte bedrückt den Kopf. Caro nahm ihre Hand und drückte sie behutsam: „Mädchen, du bist nicht die Einzige, die an Weihnachten einsam und unglücklich ist.“
„Mama, ich weiß, dass zurzeit Tausende von Frauen ihre Söhne und Männer verlieren“ schniefte, Katja. „Aber für mich ist das kein Trost. Ich fühle mich betäubt, leer und allein gelassen.“ Sie atmete durch: „Weißt du, im Moment ist Weihnachten für mich schrecklich.“
„Gewiss Katja, das steht dir zu, dass so zu empfinden. Papa und ich wollen dir helfen, dass du deinen Weg zurückfinden kannst.“ Caro nahm ihre Tochter in die Arme und drückte sie leicht. „Ich habe uns Karten für das Theaterstück besorgt, das bei Moni gespielt wird. Das wird uns ablenken.“
„Ach Mama, nein, darauf habe ich keine Lust.“
„Katja, wir meinen es nur gut und wollen dir ein bisschen Ablenkung von deiner Trauer geben. Wir vermissen Rainhard ebenfalls, er war ein großartiger und humorvoller Mensch“, sagte ihr Vater besänftigend.
„Wann soll es losgehen?“, fragte Katja und trank einen Schluck.
„Kommenden Samstag könnten wir gehen“, sagte Caro und reichte Karl die Salatschüssel.
„Okay, ich entscheide das kurzfristig, ob ich mitkomme oder nicht.“ Caro und Karl wechselten Blicke, während Katja sich innerlich zurückzog und nachdachte.
Yvonne meint
Liebe Jutta,
ich würde ja gerne einen Kommentar schreiben, aber ich konnte leider nur jeweils die ersten Zeilen Deiner KG lesen. Gerne hätte ich weitergelesen, denn der Anfang war bereits spannend …
Jutta Frenzel meint
Liebe Yvonne,
herzlichen Dank für deinen Hinweis.
Bitte entschuldige, dass ich mich erst jetzt melde.
Ich denke, du hast womöglich vergessen auf den “blauen Link” zu klicken, um die Kurzgeschichte zu öffnen.
Versuche es bitte nochmal und gehe mit der Maus auf die Überschrift “Weihnachtlicher Abschiedsgruß”, danach sollte sich dir der Text zeigen. Wenn dem nicht so ist, schreibe mir bitte eine Mail und ich helfe dir Schritt für Schritt weiter, okay?
Bis dahin wünsche ich dir eine wundervolle Zeit.
Liebe Federgrüße
Jutta